Hasso Apitz (1929-2024)
Schulleiter Heinrich Müller-Hartmut mochte den jungen Studienassessor Hasso Apitz, der 1956 an die Graf-Friedrich-Schule in Diepholz gekommen war. In den 1950er Jahren suchte Müller-Hartmut beständig „junge, begeisterungsfähige Lehrer mit hoher Umdrehungszahl“ für die GFS. Der 1929 in Burg bei Magdeburg geborene Apitz ist sicherlich ein solcher Fund gewesen. Bei sehr starkem Lehrerwechsel waren im Jahr 1956 von 28,5 Stellen an der GFS nur 13 beziehungsweise 14 mit Beamten auf Lebenszeit planmäßig besetzt. Die Älteren gaben den Ton an. Als der Erdkundelehrer Wilhelm Melchert ruhigen Schrittes Richtung Klassenzimmer (damals noch an der Hindenburgstraße) strebte, rannte der junge Apitz im Galopp hinterher, um nicht zu spät im Unterricht zu erscheinen. Melchert packte ihn am Kragen: „Lehrer gehen gemessenen Schrittes, nur Rekruten rennen im Laufschritt.“ Später haben Apitz und seine Frau Gertrud auf den vereinsamten Pensionär Müller-Hartmut in der Friedrichstraße Acht gegeben.
Über einen langen Zeitraum von 1956 bis 1989 hat Apitz an der Graf-Friedrich-Schule Geographie und Deutsch unterrichtet. Wie seine Texte in den alten Jahresberichten der GFS ausweisen, hat er sich gründliche Gedanken über die Didaktik des Deutschunterrichts gemacht. Schwung- und humorvoll vermittelte er in Geographie die Zusammenhänge auf der Erde. Als Vorsitzender des Personalrats setzte er sich für die Erhaltung der selbstständigen Schulform des Gymnasiums ein. In der St. Nicolai-Kirche war er seit den 1960er Jahren Prädikant und Kirchenvorsteher.
Namentlich das komödiantische Theaterspiel hat er in den 1960er (und neuerlich in den 1980er Jahren bis 1993) zu bemerkenswerten Erfolgen geführt. Legendär waren Aufführungen von Friedrich Dürrenmatts „Romulus der Große“ (1963) und die Inszenierung der Shakespeare-Tragödie „Julius Cäsar“. Apitz, Intendant, Regisseur und Manager in einer Person, mit seiner unentbehrlichen Gattin an der Seite, rehabilitierte gleichsam die unbeschwerte Komödie mit seinen Laienspielgruppen, die manchmal aus ganzen Klassenverbänden hervorgingen. Vor den lustigen Schüleraufführungen trat er zunächst selbst als „Butler“ (entsprechend einer damals beliebten Fernsehsendung) auf die Bühne. Für viele GFS-Schülerinnen und Schüler entstand aus den Aufführungen eine Art von Erzählgemeinschaft; Redensarten und Sprüche verselbstständigten sich. Von seiner peniblen Handschrift auf dem Vertretungsplan – er war mittlerweile Mitglied der erweiterten Schulleitung – schwärmen Ehemalige noch heute.
Seinen Lebensabend hat er im Seniorenhaus Anna Margareta verbracht. Seine galanten Umgangsformen bewahrte er sich bis zum Schluss. Am 14. Juni morgens ist er friedlich und gut umsorgt entschlafen.
Text: Dr. Frank Wiggermann