Vortrag von Dr. Jonas Preine (Abi 2012)
Am 5.9.2024 hatten die Besucher der Veranstaltung „Gefahren durch Vulkane am Meeresgrund“ die Gelegenheit, sich von einem jungen Leib-und-Seele-Forscher auf eine bemerkenswerte Weltreise und in die spannende Unterwasserwelt von Santorini/Griechenland führen zu lassen. Dr. Jonas Preine präsentierte einen begeisterten und begeisternden Vortrag, bei dem jedem klar war, dass hier jemand liebt, was er tut.
In der ersten Halbzeit berichtete der promovierte Geophysiker von seinem Werdegang, wobei der erste Schwerpunkt auf seiner Zeit an der GFS lag. Dort habe er das Glück gehabt, dass Alexander Jahn, ein „großartiger und engagierter“ Lehrer, ihm und zwei Mitstreiterinnen die Teilnahme zunächst am „Meereswettbewerb“ und anschließend am Wettbewerb „Jugend forscht“ ermöglicht habe. Alexander Jahn, Mathematik- und Physiklehrer an der GFS von 2004 bis 2015, war 2011 dem seinerzeit neu gegründeten GFS-Umweltausschuss beigetreten und dort auf das Thema „Meeresverschmutzung“ gestoßen. Für den GFS-Jahresbericht 2010/11 hat er einen ausführlichen Beitrag verfasst, in dem er den Weg von der Projektidee bis hin zum Sieg beim „Meereswettbewerb“ beschreibt. Auch Jonas Preine rief die Zeit in Erinnerung, als das Team Nachmittage und Wochenenden mit den Planungen, dem Bau eines 2,5 m langen Manta-Trawls und der Anfertigung von Stellwänden verbrachte. Insgesamt seien es weit über 200 Arbeitsstunden gewesen, aber die drei Schüler wurden mit dem Sieg und mit einer fünftägigen Fahrt auf dem Forschungsschiff „Aldebaran“ belohnt. Der Manta-Trawl erwies sich tatsächlich als praxistauglich und mit neuer Begeisterung machte sich das Team an die Auswertung. Da sie das Labor der BASF Polyurethanes GmbH in Lemförde nutzen und dort ihre Proben mit einem FTIR-Spektrometer nutzen konnten, wurden sie zu Pionieren im Bereich der Untersuchung von Mikroplastik in der Nordsee. Ihre Ergebnisse präsentierten sie seinerzeit innerhalb und außerhalb der Schule. Sie gewannen 2011 den AGENDA-21-Preis der Stadt Diepholz und brachten das Problem der folgenreichen Meeresverschmutzung durch (Mikro-)Plastik in das Bewusstsein vieler Diepholzer. Ein absolutes Highlight - so Jonas Preine - sei dann die Teilnahme am Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ und dabei der Sieg im Bereich Geo- und Raumwissenschaften gewesen. Alexander Jahn schreibt in einem weiteren ausführlichen Beitrag im GFS-Jahresbericht 2011/12 (S. 19), dass sie „den Stellenwert des Bundessieges […] erst in den nachfolgenden Tagen richtig kennengelernt“ hätten, als sie mit Interviewanfragen und Einladungen überhäuft worden seien.
Nach seinem Abitur (2012) entdeckte Jonas Preine bei einer einjährigen Reise nach Neuseeland und Südostasien seine Faszination an Vulkanismus und Plattentektonik. Seine Begeisterung für das Meer war ungebrochen und das Thema „Mikroplastik“ ließ Jonas Preine ebenfalls nicht los. 2013 konnte er ein weiteres Mal für zwei Wochen mit der „Aldebaran“ in See stechen. Anschließend absolvierte er erfolgreich das Studium der Geophysik in Hamburg, zu dem auch ein Auslandssemester in Reykjavik/Island gehörte. Immer wieder klang aus Jonas Preines Worten die Dankbarkeit für all diese großartigen Erfahrungen, zu denen sich weitere Highlights gesellten, u.a. Forschungsreisen im Mittelmeer, an der Westküste Afrikas bis nach Namibia und eine große Fahrt in den indonesischen Raum. Mittlerweile hat er 1,5 Jahre auf See verbracht und er kann auf 17 große Forschungsexpeditionen zurückblicken.
Forschungsobjekt seiner Doktorarbeit war der Vulkan Santorini/Griechenland, worüber Jonas Preine im zweiten Teil seines Vortrages berichtete. Santorini zählt zu den am besten erforschten Vulkanen der Welt, aber vor 2024 war er nie mit einem Bohrschiff untersucht worden. Ziel war es, einen nur aus einer literarischen Quelle bekannten Ausbruch aus dem Jahr 726 n. Chr. zu verifizieren. Das Meer habe damals gekocht und eine solche Menge an Bimsstein sei ausgeworfen worden, dass riesige Flächen bedeckt gewesen und an alle Küsten der Ägäis bis hin nach Konstantinopel geschwemmt worden seien. Der Ausbruch habe eventuell zu der schweren sozioökonomischen Instabilität, die die folgenden Jahre dort erschütterte, geführt.
Es sei, so Jonas Preine, außerordentliches Glück gewesen, dass für die Expedition das Bohrschiff „JOIDES Resolution“ zum Einsatz gekommen sei. Von dieser Art gebe es weltweit nur zwei. Gebohrt wurde in Tiefen bis zu 300 Metern und es gelang dem international besetzten Team tatsächlich, Beweise für eine massive Unterwasser-Eruption im besagten Zeitraum zu entdecken, u.a. eine 40 m dicke Schicht aus unterseeischem Bimsstein. Die Eruption sei um ein Vielfaches kleiner gewesen als der verheerende Minoische Ausbruch der späten Bronzezeit, aber immerhin groß genug, um die o.g. gravierenden Folgen zu verursachen. Derzeit befände sich Santorini in einer frühen Phase des Caldera-Zyklus; denn nach einem großen Ausbruch mit Einsturz der Caldera folge ein erneuter Aufbau des Systems, indem sich die Kammer langsam wieder mit Magma fülle, bis es erneut zu einem großen Ausbruch komme. In jeder Phase könne es zu kleineren Ausbrüchen kommen und daher sei ein sorgfältiges Monitoring notwendig.
Jonas Preine arbeitet derzeit als PostDoc in Hamburg und wird am Ende des Jahres seine Forschung in den USA fortsetzen. Angesichts seiner Kombination aus Begeisterung, Einsatzbereitschaft und Kompetenz ist von ihm sicher viel zu erwarten. Abschließend bedankte er sich bei seinen Förderern und gedachte dabei noch einmal seines „unvergessenen Lehrers Alexander Jahn“, mit dem alles angefangen habe. Schulleiter Lars Buse bedankte sich herzlich bei ihm, bei Manfred Redetzky, dem Organisator der Veranstaltung „Von der Schule in die Welt“, bei Kalina Terziyska für die musikalische Begleitung und bei den Schülern des LK Kunst, deren Werke die Pausenhalle zierten. Er betonte, wie schön es gewesen sei zu erleben, mit welcher in der Schule entfachten Begeisterung Jonas Preine seinen beruflichen Weg verfolge, und wünschte ihm im Namen der Schule alles Gute für die Zukunft.
Text und Collage: Maria Schmutte, Fotos von der Veranstaltung: Michel Zarth