Wir machen Thouars unsicher!
Freitag, 07.10.2022: 6 Uhr, Parkplatz der GFS: Mit Frau Hemann und Frau Homeier der GFS, Frau Böhmer von der Realschule und 30 Schülerinnen und Schülern beider Schulen machten wir uns auf den Weg in die Diepholzer Partnerstadt Thouars.
Bereits auf der 15-stündigen Fahrt waren wir schon sehr motiviert und sahen der kommenden Woche aufgeschlossen entgegen, jedoch breitete sich kurz vor der Ankunft auch etwas Aufregung im Bus aus, von der sich die Vorfreude aber nicht unterkriegen ließ. Wir fragten uns, ob unsere Französischkenntnisse ausreichen würden und wie wir uns mit unseren Gastfamilien und insbesondere unseren Austauschschülerinnen und Austauschschülern verstehen würden.
Als wir am Abend gegen halb neun das Lycée Jean Moulin in Thouars erreichten, leuchteten uns unsere Austauschpartner bereits mit ihren Handytaschenlampen entgegen und ab diesem Moment konnten wir erst richtig begreifen, dass unsere Reise nun wirklich losgehen würde.
Unsere Gastfamilien haben uns mit einem ersten Abendessen in unserem neuen „Zuhause auf Zeit“ empfangen. Trotz leichten Unbehagens auf der Autofahrt zu den Gastfamilien nach Hause konnten wir am Ende des Tages, nach ersten Eindrücken und Gesprächen, todmüde, aber dennoch sehr zufrieden ins Bett fallen.
Samstag, 08.10.2022 und Sonntag, 09.10.2022: Das Wochenende in den Gastfamilien
Die Zeit am Wochenende stand uns und unseren Gastfamilien zur freien Verfügung, um die Region und unsere Gastfamilien besser kennenzulernen. Wir konnten erste Eindrücke des französischen Familienlebens sammeln und zum Teil einige französische Traditionen kennenlernen. Von einem Ausflug ans Meer bis hin zu einer französischen Familienfeier war an diesem Wochenende wirklich alles dabei. Über diese individuellen Eindrücke sowie erste erkennbare Fortschritte im Französischen konnten wir uns am Montag in der Schule untereinander austauschen. Auch wenn wir uns an diesem Wochenende gut in unseren Gastfamilien eingelebt hatten, so freuten sich doch alle darauf, am Montagmorgen wieder einige bekannte Gesichter zu sehen und untereinander ein bisschen Deutsch zu sprechen.
Montag, 10.10.2022 bis Mittwoch, 12.10.2022: Thouars, Poitiers und Saumur
Am Montagmorgen begann das Programm in der Schule. Nach unserem ersten morgendlichen Treffen, bei dem uns das Programm für die Woche vorgestellt wurde, und einem französischen Frühstück mit Croissants und Apfelsaft, bei welchem uns auch die Schulleiterin des Lycées Jean Moulin begrüßte, zeigten uns unsere Austauschpartner ihre Schule. Auf diesem Rundgang durch das riesige Lycée konnten wir zum ersten Mal ein richtiges CDI und eine echte Infirmerie bestaunen, die wir sonst nur aus dem Französischbuch kannten. Nach dem Mittagessen in der Kantine machten wir uns auf, um die Stadt Thouars in Gruppen genauer zu entdecken. Am Rathaus von Thouars trafen alle Gruppen wieder zusammen, wo wir vom Bürgermeister mit einer Rede auf Französisch, die er „auch locker hätte auf Deutsch halten können“, Keksen und Apfelsaft empfangen wurden. Mit einem Gruppenfoto zusammen mit dem Bürgermeister ging dieser erste, ereignisreiche Schultag zu Ende.
Am Dienstag machten wir uns nach der täglichen morgendlichen Besprechung mit Musik und guter Laune auf nach Poitiers, eine größere französische Stadt, die etwa eine Stunde von Thouars entfernt liegt. Nach einem freien Vormittag, an dem wir typische französische Geschäfte wie zum Beispiel „Fnac“ bestaunten und einer Mittagspause machten wir uns wieder in Gruppen auf den Weg, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erkunden und Aufgaben zu diesen zu erledigen. Mit erneutem Gesang machten wir uns gegen sechzehn Uhr auf den Weg zurück nach Thouars. Frau Homeier beschrieb unseren Musikgeschmack dabei als „ausbaufähig“ und Frau Böhmer betitelte ihn als „für unser Alter ganz gut“. Die goldene Regel lautete: Die Musikbox fährt hinten im Bus mit!
Mittwochs unternahmen wir einen halbtägigen Ausflug in die Reiterstadt Saumur, die etwa 30 Minuten entfernt von Thouars liegt. Auch das Wetter war an diesem Tag mehr auf unserer Seite, weshalb wir die Stadt im Sonnenschein bewundern konnten. In Gruppen machten wir einen Stadtrundgang, während wir erneut einen Fragebogen ausfüllen mussten, der für die deutschen Austauschpartner an diesem Tag zur Abwechslung auf Deutsch gedruckt war, worüber sich alle sehr gefreut haben. Wir besichtigten unter anderem das Schloss von Saumur, sowie die Reitschule. Da am Mittwochnachmittag schulfrei ist, hatten wir erneut die Möglichkeit, etwas mit unseren französischen Austauschschülern zu unternehmen, wie sie zum Beispiel zu ihren Hobbys zu begleiten.
Donnerstag, 13.10.2022 und Freitag, 14.10.2022: Lycée Jean Moulin
Donnerstag verbrachten wir einen typischen französischen Schultag. Das bedeutet: Schule bis 17 Uhr, Mittagessen in der überfüllten Kantine und Unterricht auf Französisch. Da nicht alle französischen Austauschpartner Deutsch in der Schule lernen, konnten nur einige Schülerinnen und Schüler der GFS Einblicke in den Deutschunterricht der Franzosen gewinnen. Außerdem standen noch Fächer wie Englisch, Französisch, Sport und Mathematik und für einige Gruppen auch Physik-Chemie beziehungsweise Erdkunde-Geschichte auf dem Programm. Im Englischunterricht unterhielten wir uns beispielsweise über Unterschiede und Gemeinsamkeiten des deutschen und französischen Schulsystems, derer wir uns zum Teil vorher noch gar nicht so bewusst waren. Neben der Tatsache, dass der Unterricht an französischen Schulen bis in die frühen Abendstunden andauert, fanden wir zum Beispiel heraus, dass an französischen Schulen jegliche religiöse Symbole verboten sind und sie auch keinen Religionsunterricht haben. Zwischen den Stunden konnten wir uns mit einer Runde Badminton „auspowern“. Als um 17 Uhr die Schulglocke läutete, waren alle sehr froh, nun wieder zurück zu ihren Gastfamilien fahren zu können, da der Schultag wirklich anstrengend gewesen war.
Dank des sich am Ende doch noch haltenden Wetters bekamen wir am Freitag die Möglichkeit, den riesigen Wochenmarkt in Thouars zu besuchen, auf dem neben typischen Lebensmitteln unter anderem auch Textilien angeboten wurden. Unsere Aufgabe auf dem Markt bestand darin, uns in kleinen Gruppen nach den Zutaten für ein typisches deutsches sowie für ein typisches französisches Gericht umzusehen und die Preise der Zutaten zusammenzurechnen.
Den Nachmittag verbrachten wir mit Spielen und einer kleinen Abschiedsfeier, auf der uns auch die Schulleiterin des Lycées bei Apfelsaft, Kuchen und typischen französischen Süßigkeiten verabschiedete. Die Hemmungen der ersten Tage waren wie vergessen und alle amüsierten sich gut und waren letztendlich doch ein bisschen traurig wegen des am nächsten Morgen bevorstehenden Abschieds.
Samstag, 15.10.2022: Parkplatz des Lycées Jean Moulin
Um acht Uhr morgens verließen wir Thouars sowohl mit einem lachenden als auch mit einem weinenden Auge. Einerseits fiel uns der Abschied von unseren Austauschpartnern, die wir die Woche über wirklich sehr ins Herz geschlossen hatten, doch etwas schwer, andererseits blickten wir mit einem guten Gefühl auf die vergangene Woche zurück und freuten uns nun umso mehr auf den auf der Rückfahrt bevorstehenden Zwischenstopp in Paris. Nach circa vier Stunden Fahrt konnten wir noch vor dem Erreichen der Pariser Innenstadt schon von der Autobahn aus die Spitze des Eiffelturms sehen, die uns bereits auf der Hinfahrt aufgefallen war und welche dort schon für große Aufregung, aber auch Spaß im Bus gesorgt hatte. In Paris hatten wir etwa eineinhalb Stunden Zeit, die dafür ausreichten, Bilder vom Eiffelturm zu machen und einen Crêpe zu essen. Dort mussten wir uns auch schon von Frau Hemann verabschieden, die noch einige Tage dortblieb. Den Rest der langen Fahrt bestritten wir mit weiter anhaltender guter Laune und einer gewissen Vorfreude auf zu Hause und das heimische Bett. Gegen null Uhr erreichten wir den Parkplatz der GFS, womit unser Schüleraustausch nun endgültig zu Ende ging, den wir aber wohl nie vergessen werden.
Nun freuen wir uns sehr darauf, unsere französischen Austauschpartner im April auch in Diepholz begrüßen zu dürfen.
Was wir aus dem Schüleraustausch mitnehmen können:
Schlussendlich haben wir die deutschen Austauschpartner gefragt, was sie von unserem Schüleraustausch mitnehmen werden.
Diese französischen Ausdrücke haben wir auf dem Schüleraustausch am häufigsten verwendet:
- Oui.
- Merci!
- Non.
- Pardon!
- Bonjour!
Unsere französischen Lieblingsgerichte waren:
1. Crêpe
2. Pain au chocolat
3. Raclette
4. Croissant
5. Baguette
Kulturschock!!!
- In französischen Dörfern steht oftmals ein Automat, an dem man 24 Stunden am Tag Baguette kaufen kann und der tatsächlich in hohem Maße genutzt wird.
- Die Franzosen laufen lieber 10 Meter bis zum nächsten Zebrastreifen, anstatt die Straße bei leichtem Verkehr einfach an Ort und Stelle zu überqueren.
- Nach dem Hauptgang wird jedes Mal die Käsedose aus dem Kühlschrank geholt.
- Die Toilette ist oftmals nicht im selben Raum wie Waschbecken und Dusche.
- Der Ziegenkäse!
- Wie oft Franzosen sich entschuldigen, unter anderem auch dafür, wenn sie geniest haben.
Was wäre ein Schüleraustausch ohne Missverständnisse?
- Die Oma fragt, ob die Waffeln schmecken, man jedoch versteht, dass sie wissen möchte, ob man noch eine Waffel haben möchte und man dann „nein, danke“ sagt.
- Der Vater verabschiedet sich bereits Donnerstagabend aufgrund der Arbeit und man sagt, das wäre nicht schlimm, weil man etwas anderes verstanden hatte.
- Man wird für sein gutes Französisch gelobt, versteht aber, dass der Gegenüber wissen will, wie es einem geht und sagt „Gut, und Ihnen?“
- Vater: „Wann reist ihr am Samstag ab?“
Antwort: „Ja.“
5. Man wird gefragt, ob man duschen möchte und sagt, dass man nichts essen möchte.
6. Es gibt eine Überraschungssuppe zum Essen und man möchte fragen, ob das Fisch ist, fragt aber, ob das Gift ist (diese beiden Wörter sind im Französischen sehr ähnlich).
7. Man fragt einen älteren Kollegen, ob er schon im Ruhestand sei und wird im Nachhinein die ganze Woche über von Kollegen damit aufgezogen, man „wäre ja total ins Fettnäpfchen getreten“.
Natürlich haben wir auch unsere begleitenden Lehrerinnen nach ihren Eindrücken gefragt:
Was war die nervigste Aktion der Schüler auf dem Schüleraustausch?
Frau Hemann: „Ach, ich mag mich nicht aufregen“.
Welchen unserer Ausflüge fanden Sie am schönsten?
Frau Homeier: „Saumur, schöne Stadt“.
Gab es französische Sätze aus dem Mund eines deutschen Schülers, die Sie besonders überrascht haben?
Frau Hemann: „Ja gab es, aber mein Gedächtnis ist zu schlecht“.
Was war Ihr größter Kulturschock?
Frau Böhmer: „Nach all den Jahren schockt mich gar nichts mehr“.
Tipps und Tricks für nachfolgende Jahrgänge:
- Denkt bloß an eure Hallenturnschuhe!
- Bereitet euch auf interessante Käsesorten vor.
- Aufregung und sich zu fragen, ob der Schüleraustausch eine gute Entscheidung war, ist normal!
- Man findet immer einen Weg, mit seiner Gastfamilie zu kommunizieren, auch wenn das eigene Französisch vielleicht nicht das Beste ist.
- Nutzt eure Chance! Der Schüleraustausch ist ein einmaliges Erlebnis, welches nie zurückkommt und aus dem ihr viel mitnehmen könnt.
Im Namen aller Schülerinnen und Schüler, die an diesem Schüleraustausch teilgenommen haben, möchten wir uns abschließend noch einmal ganz herzlich bei Frau Hemann, Frau Homeier und Frau Böhmer bedanken, dass sie uns diesen Schüleraustausch ermöglicht haben und uns währenddessen mit Rat und Tat zur Seite standen!
Bericht und Fotos von: Antonia Hochartz, Jale Nia Meyer und Hanna Coenen