„Wir leben in einer vernetzten Welt.“

„Wir leben in einer vernetzten Welt, alles ist miteinander verbunden.“ - Um dieses für die jetzige Schülergeneration der GFS und der Realschule an einem Beispiel aus der Natur anschaulich zu machen, kamen Ilse Grotian und Gert Habermann nach 2017 dankenswerterweise zum zweiten Mal mit der Lehrausstellung „Faszination Ameisen“ in die Mediothek Diepholz.

Unter der Lichtkuppel im Zentrum des Gebäudes konnten sich im April 2024 nicht nur die Schüler, sondern auch die Besucher der Mediothek für drei Wochen von den kleinen Krabbeltieren faszinieren lassen, von ihrer innerstaatlichen Organisation, ihren Kommunikationsfähigkeiten, ihrer Stärke, ihrer Vielfalt, ihren Überlebensstrategien und natürlich - „Wir leben in einer vernetzten Welt.“ - ihrer Bedeutung in ihrem Umfeld.

Beim Eintritt in die Mediothek fiel der Blick gleich auf das große, oben offene (!) Formicarium, in dem sich ca. 40.000 Ameisen tummelten. Ein weiteres Formicarium mit besonders großen Exemplaren befand sich daneben, dahinter ein ca. 10 qm großer Waldsaum mit einem Ameisennest und (ausgestopften) Tieren … und schon war man mittendrin in der Ausstellung mit ihrem reichen Anschauungsmaterial: Schautafeln und Insektenkästen, Bilder und Zeichnungen, 3D-Modelle, Kontaktspiele u.v.m. Auf einem Bildschirm wurden während der Veranstaltungen kleine Filmsequenzen gezeigt. Den Grünspecht, der mit seiner 10 cm langen Zunge tief in den Ameisenbau eindringen kann (Wo lässt er sie eigentlich, wenn er sie gerade nicht dafür braucht?), den Eichelhäher, der sich breitflügelig vor die Ameisen stellt, um sich von deren Säure desinfizieren zu lassen, oder die Bläulinge, die es schaffen, dass die Ameisen ihre Raupen sogar in die eigene Bruthöhle transportieren und dort großziehen, vergisst man nicht so schnell. Im Bericht von 2017 hieß es seinerzeit: „[…] Überraschende Bilder und Fakten setzten die Besucher - ob groß, ob klein - während der Führung immer wieder in Erstaunen, so z. B. dass eine Ameisenkönigin über 20 Jahre alt werden kann, dass sich bei dem Nest - wie bei einem Eisberg - der größte Teil unter der Oberfläche befindet oder dass in diesem Nest aufgrund eines ausgeklügelten Systems mit ‚Heizung‘ und ‚Lüftung‘ konstant eine Temperatur von 28 Grad herrscht. Voll Bewunderung stand man vor dem Bild einer Weberameise, die, kopfüber an einer Glasscheibe hängend, das 100-fache ihres Körpergewichts trug; tatsächlich benötigt es das 200-fache des Körpergewichts, um solch eine Verbindung zu lösen. Hier und im weiteren Verlauf der Führung fiel immer wieder das Stichwort Bionik, das Abschauen und Nutzen von Phänomenen aus der Natur für die moderne Technik. Von Forschern untersucht wird beispielsweise auch das ‚Autobahnnetz‘ der Ameisen. Wie schaffen sie es trotz ihrer großen Zahl von Zehntausenden, zuweilen Hunderttausenden von Individuen auf engstem Raum, dass es keine Zusammenstöße und keine Staus gibt, sondern alles reibungslos abläuft? Die Antwort liegt zum einen in der speziellen Form der Kommunikation - Ameisen können sich über 28 verschiedene Duftstoffe miteinander verständigen -, zum anderen im ausgeprägten Sozialverhalten der Tiere. Rücksichtnahme statt Egoismus ist angesagt. Das geht hin bis zum ‚Sozialmagen‘ der Tiere, wie die beiden Experten den Besuchern erklärten. Zentrales Anliegen der Ausstellung ist aber nicht nur, über die Ameisen selbst aufzuklären, sondern die Vernetzung allen Lebens en miniature aufzuzeigen. […]“

Aufgrund von fehlendem Verständnis der Menschen für vernetzte Systeme und komplexe Strukturen komme es, so Gert Habermann, häufig zu extrem negativen, zuweilen desaströsen Entwicklungen. Zudem sei es ein Anliegen der Ausstellung, Wertschätzung für die Natur in all ihrer Vielfalt zu vermitteln, denn „wir schätzen und schützen nur das, was wir kennen“.

Vom 15. bis zum 30.4.2024 fanden an jedem Vormittag drei ca. 90-minütige Veranstaltungen mit Schülern statt, hinzu kamen zwei Nachmittage, einer davon mit Führungen für die Öffentlichkeit. Aber auch darüber hinaus war das Interesse an den kleinen Tierchen und ihrer Welt von anderen Besuchern laut Mediothek „riesig“; die Ausstellung konnte zu allen Öffnungszeiten in Eigenregie erkundet werden.

Nachdem die Ausstellung nun wieder abgebaut ist, bleibt, Danke zu sagen.
- Danke an die beiden Ameisenexperten, die uns mit ihrem Wissen bereichert und insgesamt ca. 200 Stunden (Aufbau, Veranstaltungen, Abbau) ehrenamtlich geleistet haben.
- Danke an die Mitarbeiterinnen der Mediothek, die perfekte Gastgeber waren.
- Danke an unseren Hausmeister Jens Meyer, der die Bänke besorgt hat.
- Danke an die Lehrer der GFS und der Realschule, die für einen reibungslosen Ablauf gesorgt haben.
- Danke an die Bingo-Umweltstiftung, die den weitaus größten Teil der Kosten übernommen hat.
- Danke an die Bürgerstiftung Agenda-21 Diepholz und den GFS-Förderverein, die ohne Zögern die Finanzierungslücke geschlossen haben.

Es war eine tolle Teamarbeit, aufgrund derer 1090 Schüler und dazu viele Eltern, Geschwister, Großeltern und sonstige Besucher der Mediothek aus einer ganz einzigartigen Perspektive einen Blick in Mutter Naturs faszinierende Schatzkiste werfen konnten.

Text und Fotos: Maria Schmutte