Verbessertes Moorbeet im Schulgarten

In der Projektwoche zum hundertsten Geburtstag der Graf-Friedrich-Schule hat sich eine Gruppe mit der Auffrischung bzw. Verbesserung der Moorbeete des Schulgartens beschäftigt. Im Laufe dieser Tage wurde von der Gruppe, geleitet von Herrn Dr. Schröter und Herrn Müller, ein neues Beet angelegt, welches den besonderen Bedingungen von Moorpflanzen, in diesem Falle vorrangig Karnivoren, gerecht wird.

Karnivoren, also fleischfressende Pflanzen, kommen überall auf der Erde außer an den Polen vor. Allerdings neigen sie eher dazu, in für andere Pflanzen zu extremen und nährstoffarmen Regionen zu wachsen, wie zum Beispiel in Mooren oder im tropischen Hochgebirge. Dies führt dazu, dass diese Pflanzen auch Gebiete bewachsen können, wo sie nicht um Wasser und Sonnenlicht konkurrieren müssen. Fleischfressende Pflanzen benötigen einen Standort mit nährstoffarmen Böden, einer hohen Lichteinstrahlung und einer zuverlässigen Wasserquelle. Diese Pflanzen decken den größten Nährstoffbedarf, indem sie mit verschiedenen Fangmechanismen Beutetiere von Einzellern bis hin zu Fröschen fangen und dann mithilfe von Enzymen oder Symbionten verdauen. Insbesondere in den Mooren Deutschlands kommen sechzehn Arten vor.

Es kommen insgesamt fünf verschiedene Fangmechanismen von fleischfressenden Pflanzen in der Natur vor, von welchen vier im Schulgarten vertreten sind.

Der Fangmechanismus, welcher nicht im Schulgarten vertreten ist, ist die Saugfalle. Dieser Fangmechanismus kommt sehr selten vor, und ist auch nur Unterwasser oder unterirdisch zu finden, da diese Falle an zum Beispiel freier Luft nicht funktioniert. Im Inneren der Fallvorrichtung dieser Pflanzen wird ein Unterdruck aufgebaut. Sobald an der Fallenöffnung eine Bewegung wahrgenommen wird, wird der Unterdruck schlagartig ausgeglichen, wodurch das Beutetier ins Innere der Pflanze gesaugt und anschließend zersetzt wird.

Die vermutlich bekannteste Fallenart ist die Klappfalle, welche in der Natur eine der seltensten Fallenarten darstellt. Von dieser Fallenart sind nur zwei Pflanzenarten bekannt, von denen eine im Schulgarten vertreten ist. Bei dieser Falle handelt es sich bei einer Fallenvorrichtung, welche zunächst an ein weitestgehend normales Blatt erinnert, welches mit Fühlhaaren besetzt ist. Sollten in einem kurzen Zeitraum zwei dieser Fühlhaare eine Bewegung registrieren, schließt sich diese schlagartig und die beiden Hälften der Falle klappen zusammen. Innerhalb von etwa acht Tagen wird die Beute zersetzt. Dann öffnen sich die Klapphälften wieder und geben die Reste der Beute frei. In dem Schulgarten lässt sich die vermutlich bekannteste fleischfressende Pflanze mit diesem Fangmechanismus finden: die Venusfliegenfalle, auch Dionaea muscipula genannt.

Eine etwas häufiger auftretende Fallenart ist die Klebefalle. Bei dieser Falle sind die Blätter beziehungsweise spezielle Haare mit einem klebrigen, duftenden Sekret überzogen, wodurch die Beute angelockt wird. Die Beute setzt sich normalerweise auf die Falle und bleibt dort kleben. Wenn sie sich versucht zu befreien, führt dies dazu, dass sich die Beute noch stärker verfängt. Die Beute wird dann an freier Luft von der Pflanze verdaut. Diese Fangmethode ist die häufigste unter den pflanzlichen Karnivoren. Im Schulgarten ist diese Fallenart durch den Weißen Kapsonnentau, auch Drosera capensis alba genannt, vertreten. Diese Pflanze trägt diesen Namen dank der weißen Blüten. Interessant ist, dass diese Pflanze im Normalfall keine Winterruhe hält.

Ebenfalls im Schulgarten vertreten ist zum Beispiel die Geaderte Rote Schlauchpflanze (Sarracenia poporea venosa), welche einen Fallgrubenmechanismus verwendet, um ihre Beute zu fangen. Die Beute wird durch einen Lockduft ins Innere der schlauchähnlichen Falle gelockt. Solche Pflanzen besitzen oft helle, sonnendurchlässige Flecken an der Schlauchwand, um Ausgänge zu imitieren, welche so die Beute in die Irre führen. Ebenso besitzen sie sehr rutschige Innenwände, welches ein Festhalten unmöglich macht. Das Beutetier ist irgendwann zu erschöpft, um noch nach einem Ausgang zu suchen, und sinkt zum mit Verdauungsflüssigkeit gefüllten Boden der Grubenfalle, wo sie dann zersetzt wird.

Auch die Reusenfallenarten haben einen ähnlichen Aufbau. Auch sie besitzen eine schlauchartige Struktur, und auch sie locken die Beute mit einem Lockduft ins Innere der Pflanze. Allerdings besitzt diese Fallenart Sperrhaare, mit denen sie die Beute gezielt davon abhalten kann, wieder nach außen zu gelangen. So wird das Beutetier schließlich in eine Magenvorrichtung der Pflanze geleitet und dort verdaut. Im Schulgarten ist diese Fallenart von der Papageien-Schlauchpflanze vertreten, welche auch Sarracenia psittacina genannt wird.

Um den besonderen Bedingungen der Moorpflanzen gerecht zu werden, müssen besondere Beete für diese Pflanzen angelegt werden. Diese Beete sollten einen sauren pH-Wert besitzen und möglichst nass sein. Um dies in einen Gartenbeet zu erreichen, hat die Gruppe von Herrn Dr. Schröter zunächst die Erde des Beetes an einem sonnigen Platz des Schulgartens ausgehoben. Dann wurde der Boden der späteren Kübeltöpfe mit kleinen, umgestülpten Blumentöpfen ausgelegt, um unterirdisch Hohlräume zur Wasserspeicherung zu schaffen. Anschließend wurden dann die Kübeltöpfe mit der Torferde und den Setzlingen in das vorher ausgehobene Beet platziert und anschließend die Lücken zwischen den einzelnen Kübeln mit Heidesand verschlossen. Torf ist hierfür ein Muss, da die Setzlinge einen Boden benötigen, welcher Wasser gut halten kann. Auch wenn die Anlegung eines solchen Beetes aufwendig erscheint, ist die Erhaltung eines solchen Beetes einfach. So muss also nur garantiert werden, dass der Boden nass bleibt.

Um das Moorbeet der Schule schöner zu gestalten, wurden auch sibirische Irispflanzen in weiß und blau sowohl als auch Farne und Heide um die Kübel angepflanzt.

Für Interessierte gibt es bei den folgenden Quellen mehr Informationen:

  • Fangblatt-de
  • Höfter GmbH Erdenwerk
  • MCF Karnivoren & kreativ
  • Wikipedia-Artikel über Karnivoren 

Text und Fotos: Ana Maria Radu