Mehr Nachhaltigkeit im täglichen Handeln - Herr Buse im Interview über Klimademos und Umwelt-Verantwortung

Unter dem Motto „Fridays For Future“ gingen gestern auch in Diepholz zahlreiche vor allem junge Menschen auf die Straße. Es gibt allerdings auch Kritik an der von der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg initiierten Aktion, unter anderem, weil die Demos häufig während der Schulzeit stattfinden, also die Schulpflicht verletzt wird. Im Interview mit unserer Zeitung nimmt Lars Buse, Schulleiter des Diepholzer Gymnasiums Graf-Friedrich-Schule (GFS), dazu Stellung. Die Fragen stellte Sven Reckmann. Herr Buse, wie ist die Position Ihrer Schule zu den Demonstrationen? Die Position der Schulleitung orientiert sich an den rechtlichen Vorgaben des Kultusministeriums, des Niedersächsischen Schulgesetzes und der einschlägigen Erlasse und respektiert die persönliche Entscheidung des Einzelnen. Was heißt das im Bezug auf die derzeitigen Demonstrationen? Zum einen steht das Anliegen der Gruppe „Fridays for Future“ im Einklang mit dem Leitbild der Graf-Friedrich-Schule und zum anderen besteht das Ziel gymnasialer Bildung nicht zuletzt darin, die Schülerinnen und Schüler dazu zu befähigen, ihre staatsbürgerliche Verantwortung wahrzunehmen und zur demokratischen Gestaltung der Gesellschaft beizutragen. Dabei steht das Demonstrationsrecht neben dem Recht auf Unterricht. Müssen die Schüler sich für die Teilnahme an der Demo entschuldigen oder freistellen (lassen), muss der Unterricht nachgeholt werden? Bei den Veranstaltungen handelt es sich nicht um eine Schulveranstaltung. Somit wird für teilnehmende Schülerinnen und Schüler durch die Graf-Friedrich-Schule keine Aufsicht geführt. Es ist auch kein Versicherungsschutz gewährleistet. Es ist aber natürlich allen Lehrkräften möglich, in Verbindung mit den Veranstaltungen stehende Inhalte (beispielsweise politische Meinungsbildung oder Klimaschutz) im Unterricht zu thematisieren und mit ihrer Lerngruppe an den Veranstaltungen im Rahmen eines Unterrichtsgangs teilzunehmen. Jegliches Fehlen von Schülerinnen und Schüler im Unterricht muss entschuldigt werden und versäumter Unterrichtsstoff ist nachzuholen. Es ist in Diepholz die dritte Demonstration dieser Art in diesem Jahr. Was sagen Sie besorgten Eltern, die den ausgefallenen Unterricht hochrechnen? Da sich die Schülerinnen und Schüler bei den Veranstaltungen teilweise im Zwiespalt zwischen ihrem persönlichen Verantwortungsgefühl und dem wie oben beschriebenen Standpunkt der Schule sahen, haben wir die Eltern in einem Elternbrief darum gebeten, die Veranstaltung zuhause zu thematisieren und mit ihrem Kind die Frage einer Teilnahme im Vorfeld zu klären. Bislang haben uns noch keine Anfragen besorgter Eltern erreicht. Demonstrieren ist das eine, der Alltag das andere – wie greifen Sie das Thema Umwelt/Klimaschutz an Ihrer Schule auch außerhalb von „Fridays For Future“ auf? Die Graf-Friedrich-Schule versteht sich als Umweltschule. Das findet seinen Niederschlag nicht nur in unserem Schulprogramm, der Schulordnung und den unterrichtlichen Aktivitäten, sondern auch in der Gestaltung des Schulgeländes mit mehreren Insektenwiesen, Schulgarten und Schulwald. Diese Angebote sind angeknüpft an das Schulgeschehen durch die Umwelt- und die Schulgarten-AG sowie durch verschiedene umweltorientierte Angebote im Bereich des Seminarfachs im Sekundarbereich II. Weitere Beispiele sind, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, im Schulcurriculum festgeschriebene Projekte in den einzelnen Fächern, die Zusammenarbeit mit den Stadtwerken im Jahrgang 6 zum Thema Energie, der Waldtag, der Cup der 5. Klassen und vieles mehr. Seit vielen Jahren beteiligt sich die Schule mehrmals im Jahr an Entkusselungsaktionen im Moor, es gibt eine Sammelstelle für recyclebare Materialen wie Batterien, Tonerkartuschen oder Kunststoffdeckel. Die Verbundenheit der Schule mit der Umgebung ist im letzten Jahr durch die Kooperation mit dem Naturpark Dümmer auch programmatisch gegriffen worden. Neben diesen großen Projekten und Aktivitäten versuchen wir den Schülerinnen und Schülern auch im täglichen Umgang den Gedanken der Nachhaltigkeit und der Rücksicht auf die Umwelt nahezubringen. So finden sich Hinweise zum energiesparenden Lüften und Beleuchten sowie zur Müllvermeidung und korrekten Müllbeseitigung in unseren Schulregeln. Den Papierverbrauch versuchen wir zu minimieren, indem beispielsweise Vokabeltests in Hefte und nicht auf einzelne Zettel geschrieben und Arbeitsblätter auf Umweltpapier doppelseitig gedruckt werden. Getränke, die im Rahmen von Schulveranstaltungen ausgeschenkt werden, sind regionaler Herkunft und in Glasflaschen. Alle schulischen Angebote und Bemühungen in diesem Bereich zielen darauf ab, dass unsere Schülerinnen und Schüler im Laufe ihrer Schulzeit gemäß unseres Wahlspruchs „Jeder ist verantwortlich für das, was er tut, und mitverantwortlich für das, was er geschehen lässt“ ein vertieftes Verständnis für und einen verantwortungsvollen Umgang mit ihrer Umwelt lernen. Das Interview mit unserem Schulleiter Herrn Buse führte Sven Reckmann vom Diepholzer Kreisblatt, Foto: Maria Schmutte