Europa: gestern – heute – morgen
Die Finanz- und Schuldenkrise ist noch nicht überwunden, die Flüchtlingsfrage stellt Europa vor enorme Schwierigkeiten, der Brexit sorgt für Bestürzung, populistische Parteien stellen die politische Idee Europas grundsätzlich in Frage. Kurzum: Europa steht derzeit vor großen Herausforderungen, die den Zusammenhalt auf eine harte Probe stellen. Vor diesem Hintergrund ist es heute umso wichtiger, die Menschen wachzurütteln und von der „Europäischen Gemeinschaft“ wieder zu überzeugen. Schließlich ist sie – und nur sie – ein Garant für Frieden und Wohlstand in Europa. Verschiedenste Parteien, Verbände, aber auch Bürgerinitiativen wie z.B. „Pulse of Europe“ (https://pulseofeurope.eu/de/) leisten wichtige und z.T. auch erfolgreiche Arbeit, um den europäischen Diskurs nicht allein den Populisten zu überlassen. Auch Schule kann ihren Beitrag leisten. Bereits zum elften Mal startete im Mai der EU-Projekttag, an dem Schüler(innen) in ganz Deutschland über Europa diskutieren und angeregt werden sollen, mitzugestalten. In diesem Jahr lehnte sich der Projekttag thematisch an die Unterzeichnung der „Römischen Verträge“ vor 60 Jahren an, da durch die Gründung der „Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft“ der wohl wichtigste Meilenstein der Europäischen Gemeinschaft gelegt wurde. Auch die Graf-Friedrich-Schule nahm an diesem Projekttag teil, namentlich alle Schüler(innen) des Jahrgangs 10 unter der Leitung der Fachschaft Geschichte. Das schulinterne Thema sollte lauten: „Europa: gestern – heute – morgen“ In den einzelnen Klassen wurde zunächst in einem Brainstorming geklärt, was die jungen Menschen heute mit dem Begriff „Europa“ verbinden, um in einem zweiten Schritt zu reflektieren, warum und wie diese Bilder von Europa durch diverse Medien oder Diskussionen im Freundeskreis entstehen. Anschließend beschäftigten sich die Schüler(innen) in einer Gruppenarbeit mit der Geschichte der EU. Durch einen Blick in die „Römischen Verträge“ arbeiteten sie die Visionen der Politiker(innen) von 1957 heraus, von wirtschaftlichem und sozialem Fortschritt, vom Wohlstand und vom Frieden in Europa. In einem zweiten Schritt erarbeiteten sie auf der Grundlage eines Zeitungsartikels, welche Ziele von damals 2017 erreicht, welche aber auch nicht erreicht wurden. In einem letzten Schritt sollten die Schüler(innen) selber Visionen entwickeln und einen Blick in die Zukunft werfen: Wie könnte die EU in 40 Jahren aussehen? Welche Probleme werden gelöst sein? Welche nicht? Welche neuen tauchen auf? Am Ende des Projekttages präsentierten die einzelnen Gruppen ihre Ergebnisse. Insbesondere ihr Blick in die Zukunft war oft spannend. So wünscht sich eine Gruppe für 2057 ein europäisches Sportteam bei sportlichen Großveranstaltungen. Eine andere strebt ein einheitliches Schulsystem an – Träumen war ja erlaubt! Die meisten wünschen sich aber eine engere Zusammenarbeit in der Sicherheitspolitik, um die große Gefahr des Terrorismus besser als heute bekämpfen zu können. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Zehntklässler(innen) gar nicht so verschieden denken wie die Politiker(innen) 1957. Frieden sollte das oberste Ziel sein – und der Weg dahin kann nur über eine enge Zusammenarbeit führen. Es bleibt zu wünschen, dass Schüler(innen) an diesem Tag für das wichtige Thema Europa sensibilisiert und von der europäischen Idee nachhaltig überzeugt wurden. Text: Dr. Jens Gering, Foto: Annette Wöstmann (abgebildet: Schüler(innen) der 10b)