100 Jahre Graf-Friedrich-Schule in Diepholz
Zur Feier der Gründung hat das Gymnasium am 15. April 2023 in die Schulmensa geladen. Über hundert Ehemalige, Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Interessierte, informierten sich über die bewegten Anfänge der Aufbauschule, die 1923 in die große deutsche Inflation gestartet ist.
Nachdem Schulleiter Lars Buse die Gäste begrüßt hatte, hielt Geschichtslehrer Dr. Frank Wiggermann einen einleitenden Vortrag über die Anfänge der Schule in den 1920er Jahren. Die Aufbauschule, die seit Ostern 1923 direkt auf die Volksschulen der Umgebung „aufbaute“ und in sechs – statt in neun –Jahren zum allgemeinbildenden Abitur führte, ist nicht nur in die totale Geldentwertung, sondern auch in die erste deutsche Demokratie aufgebrochen. Der erste Direktor Otto Heinze (1923-1931) hat diesen Aufbruch in die Weimarer Republik beherzt gestaltet. Selbsttätige Schüler (und von Anfang an auch Schülerinnen) wünschte er sich, die zur Kritik, aber auch zur Selbstkritik bereit waren. Dafür hat er – gemeinsam mit dem Gründerkollegium – den Schulunterricht neugestaltet. Sein Ziel: ein so großer Schüleranteil am Entwickeln und Sprechen im Unterricht an der Wilhelmstraße (seit 1933 Hindenburgstraße) wie möglich. Die Aufbauschule (seit 1925 mit dem Namen des letzten Diepholzer Grafen Friedrich) hat sich rasch einen überregional guten Ruf erworben. Es war keine leichte Schulform. 1929 legten die ersten Schüler und eine Schülerin ihr Abitur ab.
Die aktuellen Abiturientinnen Katharina Völkening und Carina Hardel sowie Moritz Wiggermann stellten weitere Ergebnisse ihrer Schulforschungen aus dem Seminarfach Geschichte der Oberstufe vor: über Flucht, Vertreibung und Ankommen an der GFS 1945, über die „Stunde Null“ (?) des Unterrichts nach dem Zweiten Weltkrieg sowie über die Politisierung der Schule während der 1968er Zeiten. Im anderthalbjährigen Seminarfach hatten sie sich intensiv mit Quellen im Schul- und Kreisarchiv Diepholz beschäftigt. Dabei hatte Kreisarchivar Stephan Kathe sie tatkräftig unterstützt. Sie werteten alte Klassenbücher quellenkritisch aus, studierten die ergiebigen Meldungen zum Abitur und lasen sich in die Handschriften ein. Souverän haben sie ihre Erträge dem großen Publikum digital und mündlich präsentiert.
Aus der Seminararbeit ist schließlich die kleine Ausstellung im zweiten Obergeschoss des Hauptgebäudes der GFS hervorgegangen, die am 15. April im Anschluss an die Vorträge in der Mensa eröffnet worden ist. Sie ist als eine Art Dauerausstellung vorgesehen. „Für alle, die es gerne laut mögen: Kommen Sie während der Pausen“, sagte Schulleiter Buse. Für diejenigen, die sich die Ausstellung lieber in Ruhe anschauen möchten, bietet Frank Wiggermann auch Führungen nach Schulschluss an. Interessierte können sich im Sekretariat anmelden.
Unter Anleitung von Musiklehrerin Melanie Römann haben die Abiturientinnen Jennifer Jost und Nhu Nguyen das Publikum mit klassischer Klaviermusik begeistert. Herzlichen Dank!
Text: Dr. Frank Wiggermann, Fotos: Michel Zarth, Fotocollage: Maria Schmutte